Afrikas Bevölkerungszahlen explodieren. Bild: Fotolia/Image
Flüchtlingskrise

Völkerwanderung aus Afrika

Für 2014 muss Deutschland mit über 200.000 neuen Asylbewerbern rechnen, für 2015 sogar mit 300.000. Es werden noch viel mehr werden: In Schwarzafrika bahnt sich eine zig-millionenfache Völkerwanderung an − nach Norden, nach Europa.

„Im Hinblick auf die illegale Einwanderung warne ich die Europäische Union: Wenn sie ihrer Verantwortung nicht nachkommt, dann wird der Staat Libyen eine Position einnehmen, die die schnelle Durchreise dieser Flut von Menschen durch Libyen erleichtern könnte, weil Allah uns zum Transitpunkt für diese Flut gemacht hat.“ Im vergangenen Mai sprach Libyens Interims-Innenminister Salah Mazek in Tripolis diese Warnung aus. Libyen „leide“, weil Tausende Flüchtlinge aus Schwarzafrika Krankheiten, Verbrechen und Drogen in Libyen verbreiteten, Mazek: „Libyen hat seinen Preis bezahlt, jetzt ist Europa dran zu zahlen“ (The Daily Telegraph).

Gaddafis Drohung: Europa kann schon morgen zu einem zweiten Afrika werden

Mazek wollte Geld. Seine Drohung erinnerte an den Auftritt von Libyens seinerzeitigem Diktator Muammar Gaddafi beim dritten EU-Afrika-Gipfel in Tripolis im Oktober 2010. Gaddafi hatte damals von der EU „jährlich mindestens fünf Milliarden Euro“ für den Kampf gegen illegale Einwanderung aus Afrika gefordert. Sonst werde Libyen seine Bemühungen einstellen, und dann könne Europa „schon morgen zu einem zweiten Afrika werden“, dann werde der „christliche, weiße“ Kontinent „schwarz“. Jedes Jahr „versuchen geschätzte zwei Millionen Menschen über Libyen nach Europa zu gelangen“, berichtete dazu im Oktober 2010 die ARD-Tagesschau auf ihrer Internetseite. Von geschätzten zwei Millionen Migranten in Libyen schrieb diesen Mai die Londoner Tageszeitung The Daily Telegraph. Nur 600.000 von ihnen seien legal registriert.

Gaddafi ist tot, und Libyen versinkt täglich tiefer im Chaos. Aber das Problem ist geblieben. Der Wanderungsstrom aus Schwarzafrika wird nicht kleiner, sondern größer. Niemand in Libyen hat irgendeine Kontrolle über die Sahara-Grenzen im Süden des zerfallenden Landes. Die Libyer erleichtern und organisieren sogar die schwarze Flucht nach Europa, fast wie von Gaddafi angedroht: Libysche Milizen verdienen am Menschenschmuggel, berichtet die Neue Zürcher Zeitung. 50 bis 100 Euro verdiene er pro Flüchtling und schicke manchmal pro Woche Boote mit 2000 bis 3000 Migranten aufs Meer, rechnet ein libyscher Schmuggler dem Daily Telegraph vor − „und es gibt Hunderte wie mich“. Libyen sei „die aktivste Transitroute für schwarze Afrikaner, die illegal nach Europa wollen“, bestätigt die Wochenzeitung The Economist.

Aber das Problem ist nicht auf Libyen und den libyschen Teil der Mittelmeerküste beschränkt: In der Ägäis griff die griechische Polizei im ersten Halbjahr 2014 25.000 illegale Einwanderer auf – doppelt soviele wie im Jahr zuvor. 100.000 weitere warten entlang der türkischen Ägäis-Küste, sagen die Griechen. In Marokko warten 80.000 Afrikaner auf die Gelegenheit zur Flucht nach Spanien, warnte im vergangenen März der spanische Innenminister. Von über 600.000 illegalen Migranten entlang der gesamten südlichen Mittelmeerküste schrieb im Mai The Economist.

Flüchtlingsstrom von biblischen Dimensionen

Europa hat nicht gezahlt, weder an Gaddafi noch an Interimsminister Mazek. Stattdessen hat die italienische Marine im Oktober 2013 die Rettungsoperation „Mare Nostrum“ ins Leben gerufen und in einem Jahr etwa 100.000 Flüchtlinge zumeist in Sizilien an Land gebracht. Die italienische Rettungsaktion hat die Flüchtlingszahlen in die Höhe getrieben, implizierte kürzlich die NZZ: „Sie hatte die paradoxe Wirkung, dass sogar im Winter Schlepper mit ihrer menschlichen Fracht hinausfuhren, im Vertrauen darauf, dass Rettung dann schon komme.“

Insgesamt erreichten in diesem Jahr bis Oktober über 150.000 illegale Einwanderer auf dem Seeweg allein Süditalien – viele Syrer, sehr viele Schwarzafrikaner. Weil die Italiener unter Verletzung einschlägiger EU-Abkommen die meisten Flüchtlinge einfach durchwinken − und manchen Berichten zufolge sogar mit Taschengeld und Fahrkarte ausstatten − ist in Europa eine regelrechte Völkerwanderung nach Norden in Gang gekommen. Besonders betroffen ist Deutschland, das „Wunschland Nummer eins“ der Asylsuchenden, so die NZZ. „Wenn in Italien Bootsflüchtlinge von der Marine aufgegriffen werden, ist ein Großteil von ihnen innerhalb einer Woche hier in Deutschland“, zitiert das Schweizer Blatt den Präsidenten der Bundespolizeidirektion Stuttgart.

Demographische Katastrophe in Afrika

Bis Oktober hat das Nürnberger Bundesamt für Migration und Flüchtlinge für dieses Jahr 135634 Erstanträge auf Asyl gezählt − gegen 87.442 im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Bis Ende des Jahres wird mit noch einmal bis zu 50.000 Flüchtlingen gerechnet, und für das kommende Jahr mit 300.000 Flüchtlingen − derzeit 21 Prozent Syrer, viele Schwarzafrikaner, etwa aus Eritrea und Somalia, und 5,5 Prozent Afghanen.

Von einem Flüchtlingsstrom von „biblischen Dimensionen“, schreibt schon die NZZ, von einer „Flutwelle“ The Economist. Aber der eigentliche Flüchtlingsstrom steht Europa noch bevor. Das lässt ein Blick auf Afrikas demographische Katastrophe und auf Zahlen der UN ahnen: 1950 hatte ganz Afrika eine Bevölkerung von 229 Millionen Menschen. Heute sind es 1,16 Milliarden. Nach der mittleren Schätzung der Abteilung für Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der UN werden es bis zum Jahr 2050 2,4 und bis zum Jahr 2100 fast 4,2 Milliarden sein − und kaum irgendwo in Afrika gibt es Regierungen, die diesen vielen, vielen Menschen ein menschenwürdiges Leben bieten können oder wollen.

Wir ignorieren eine Europäische Krise, die all unsere Leben unumkehrbar und für immer verändern wird

Christopher Hitchens, Daily Mail

In fast allen afrikanischen Ländern hat sich die Bevölkerung seit 1950 vervier- oder verfünffacht. Afrikas Bevölkerungsexplosion ist der eigentliche Motor hinter jenem „biblischen Exodus“ nach Europa, der jetzt allenfalls begonnen hat. Wenn man in Italien, etwa auf einem Supermarktparkplatz, einen der bedauernswerten schwarzen Bettler anspricht, dann gibt der sich oft als Nigerianer zu erkennen. Kein Wunder: 1950 hatte Nigeria 38 Millionen Einwohner, heute sind es gut 180 Millionen und 2050 werden es 440 Millionen sein. Noch dramatischer ist die Entwicklung etwa im benachbarten bettelarmen Sahelzonen-Land Niger: Seit 1950 hat sich dort die Bevölkerung von 2,5 auf heute fast 20 Millionen verachtfacht. 2050 sollen es 79 und im Jahr 2100 gar 204 Millionen sein. Mit 7,6 Kindern pro Frau hat Niger die höchste Geburtsrate der Welt. Die Männer neigen zur Polygamie, und ihre Frauen wetteifern mit Geburten, berichtet The Economist. Im Bürgerkriegsland Somalia hat sich die Bevölkerung von 2,2 auf elf Millionen verfünffacht. Bis 2050 wird sie den UN-Zahlen zufolge auf 27 Millionen weiter wachsen. Auch Äthiopiens Bevölkerung hat sich seit 1950 von 18 auf heute fast 100 Millionen verfünffacht. Für 2050 und 2100 rechnet die UN mit 187 und 243 Millionen Äthiopiern.

Katastrophen kündigen sich an: Hunger, Bürgerkriege und millionenfache Flucht nach Europa

Diese und genauso groteske Zahlen aus allen anderen afrikanischen Ländern sind richtig und trotzdem irreal: Im Wüstenland Niger, das bei guter Regierung − die es nicht hat – vielleicht zehn Millionen Menschen ernähren könnte und heute schon überfordert ist, können natürlich niemals 70 oder gar 200 Millionen Menschen leben und überleben. Lange bevor die Albtraumzahlen erreicht sind, werden sich in Niger ebenso wie in anderen afrikanischen Staaten furchtbare Katastrophen abspielen: Hungersnöte, blutige Bürgerkriege − und eben zig-millionenfache Flucht nach Norden, nach Europa. In Mali, Zentralafrika, Somalia, Eritrea und anderswo hat das Zeitalter der humanitären Katastrophen, das Afrika wohl bevorsteht, schon begonnen.

„Wir ignorieren eine Europäische Krise, die all unsere Leben unumkehrbar und für immer verändern wird“, warnte der renommierte, einstmals dezidiert linke britische Journalist Peter Hitchens kürzlich in der Londoner Tageszeitung Daily Mail: „die riesige, tragische Woge von afrikanischen Migranten nach Europa.“ Hitchens hat recht. Nur wenige denken hierzulande wirklich nach über die Flüchtlinge und über ihr kulturelles „Gepäck“, das sie millionenfach nach Europa tragen. Wie werden die Europäer in ihren hochentwickelten Ländern mit Abermillionen Armutszuwanderern aus der Dritten Welt zurecht kommen?

Dass es da Probleme geben kann, zeigt etwa das nicht afrikanische, aber aktuelle Beispiel der kurdischen Jesiden im Nordirak. Kein Mensch bezweifelt, dass sie grausame Verfolgung erleiden und Schutz brauchen. Aber die Neue Zürcher Zeitung weiß mehr und schreibt es auch: „Die Jesiden haben zwar eine eigene Religion und eigene Kultur, aber in puncto Frauenrechten sind sie so konservativ wie ihre muslimischen Nachbarn, ob Kurden oder Araber. Auch sie ermorden Frauen, die außerehelichen Sex haben. Ob sie vergewaltigt wurden, spielt auch für die Jesiden keine Rolle. Im Irak haben viele das Schicksal der jungen Jesidin Dua nicht vergessen, die vor sieben Jahren ermordet wurde. Männliche Angehörige schlugen die 17-Jährige mit Zementblöcken zu Tode, weil sie sich in einen sunnitischen Araber verliebt hatte.“ Soweit die als liberal geltende NZZ. Es ist erlaubt zu fragen, ob es wirklich klug ist, solche „Kultur“ zehn- oder hunderttausendfach in Europa, in Deutschland aufzunehmen.

Mindestens die Hälfte aller schwarzafrikanischen Muslime will die Scharia

Wer mehr über die vor allem mohammedanischen Migranten wissen will, die derzeit aus dem Mittleren Osten und eben aus Afrika nach Europa strömen, der sollte die großen Umfrage-Studien des Washingtoner Pew-Research Center über „Muslime der Welt: Religion, Politik und Gesellschaft“ (April 2013) und über „Toleranz und Spannung − Islam und Christentum in Subsahara-Afrika“ (April 2010) zur Kenntnis nehmen. Mindestens die Hälfte aller Muslime in den meisten Sub-Sahara-Ländern, liest man dort, will das brutale islamische Scharia-Recht als offizielles Gesetz ihres Landes − mehr als 60 Prozent in: Niger (86), Djibouti (82), Nigeria (74), Kenia (64), Mali (63). Für den Mittleren Osten liegen die Werte zwischen 56 (Tunesien) und 91 Prozent (Irak).

Immerhin sind schwarzafrikanische Muslime manchmal etwas milder als nordafrikanische und mittelöstliche Araber, wenn es um die barbarischen Scharia-Strafen geht: In Nigeria befürworten „nur“ 29, in Niger 32, in Senegal und in Mali 35 und 36 und in Djibouti 62 Prozent der Muslime die Todesstrafe für Religionsabtrünnige. Im nordafrikanischen Ägypten wollen 88 Prozent der Muslime Apostaten sterben sehen. In Nigeria plädieren „nur“ 45 Prozent der Muslime für Auspeitschungs- und Amputationsstrafen, in Senegal und Mali 60 und 62 und in Niger mit 80 Prozent mehr als in Ägypten (70) und bei Palästinensern (72). Die Steinigungsstrafe bei Ehebruch fordern in Nigeria 37 Prozent der Muslime, in Mali und in Senegal jeweils 58 und in Niger 70 Prozent der Muslime − in Ägypten und bei den Palästinensern sind es 80 und 81 Prozent.

Alternde und schrumpfende Bevölkerungen in Europa – sinkende Integrationskraft

Integration und Assimilierung von Zuwanderern wird umso schwieriger, je größer das kulturelle Gefälle zwischen Einheimischen und Zuwanderern ist und je größer die Zahl der Zuwanderer gleicher Herkunft ist. Den banalen Sachverhalt erläuterte kürzlich der Psychologe und Politikwissenschaftler Erich Weede in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Weede fügte eine Warnung hinzu: Eine alternde und schrumpfende einheimische Bevölkerung mache ein Land nicht aufnahmefähiger für Zuwanderung aus bildungsfernen afrikanischen Armutsländern. Im Gegenteil: „Mit einer schrumpfenden einheimischen Jugend- und Arbeitsbevölkerung sinkt die Assimilations- und Integrationskraft von Aufnahmeländern, wie man an Schulen und Stadtvierteln mancher europäischer Großstädte jetzt schon beobachten kann.“ Weede hat recht. Gut möglich, dass sich deutsche und europäische Alte eines gar nicht fernen Tages noch sehr wundern werden.

esa.un.org/unpd/wpp/index.htm

www.pewforum.org/files/2013/04/worlds-muslims-religion-politics-society-full-report.pdf

www.pewforum.org/files/2010/04 sub-saharan-africa-full-report.pdf